Medizin/Lebenswissenschaften

Open Access in der Medizin und anderen Lebens­wissen­schaften

Open Access wird in der Medizin und den lebenswissenschaftlichen Disziplinen insbesondere durch Mandate von Forschungsförderern, wie den National Institutes of Health (NIH), dem Wellcome Trust oder der Bill & Melinda Gates Foundation besonders unterstützt. Die Forderungen nach freier Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Ergebnisse der Medizin und Lebenswissenschaften ver­weisen auf den direkten Zusammenhang zwischen Open Access und der Bevöl­kerungsgesundheit insbesondere im Globalen Süden. Daher setzt sich auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Open Access zu medizinischen Forschungs­ergebnissen ein und betreibt das Repositorium IRIS zum Teilen von Gesundheitsinformationen. Auch einige Forschungsförderer stellen eigene Publikationsplattformen zur Verfügung, auf denen die Ergebnisse der von ihnen geförderten Forschung veröffentlicht werden können. Beispiele sind hier Well­come Open Research oder Gates Open Research. Von den NIH geförderte publi­zierte Forschungsergebnisse müssen über PubMedCentral, das disziplinäre Re­positorium für biomedizinische und lebenswissenschaftliche Zeitschriftenlite­ratur, zugänglich gemacht werden, um den Förderbedingungen zu entsprechen.

Viele der in den 2010er Jahren neu gegründeten Open-Access-Zeitschriften im Bereich der Lebenswissenschaften sind mittlerweile etabliert. Zeitschriften wie PeerJ, BMJ Open, Cell Reports oder eLife fokussieren sich ausschließlich auf diesen Bereich.

Seit etwa 2016 spielen zudem auch Preprint-Server in der Medizin und den Le­benswissenschaften bei der frühen Verfügbarmachung von Forschungsergeb­nissen im Open Access zunehmend eine Rolle. Zu nennen sind hier unter ande­rem bioRxiv und medRxiv, die einen lebenswissenschaftlichen Fokus haben (weitere Preprint-Server finden sich im directory of preprint server policies, welches von ASAPbio betrieben wird). Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie gewannen medizinische Preprints an weiterer Bedeutung für die schnelle Verbreitung von Forschungsergebnissen. Es wurde aber auch Kritik an der Publikation von Preprints geäußert, weil Ergebnisse bereits vor der Quali­tätskontrolle durch ein Peer Review verfügbar waren und die Medien diese ungeprüften Ergebnisse aufgriffen und als wissenschaftliche Tatsachen behandelten.

Open-Access-Zeitschriften

Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) listet unter der Fächerkategorie Medicine alleine 4.462 Zeitschriften auf, mehr als 581 davon tragen das DOAJ-Siegel (Stand: April 2024).

Recherchemöglichkeiten bietet auch die Zeitschriftenliste der Plattform Pub­Med Central, auf der Artikelversionen von bestimmten Zeitschriften entweder sofort oder nach einer Embargofrist frei verfügbar oder Open Access mit einer Creative-Commons-Lizenz nachnutzbar sind.

Open-Access-Bücher

Unter dem Suchstring "Life Science" OR Medicine listet das Directory of Open Access Books (DOAB) mehr als 11.399 Titel. OAPEN verzeichnet unter dem Stichwort medical 332 Titel (beide Stand: April 2024).

Da der Großteil der wissenschaftlichen Kommunikation in der Medizin und anderen Lebenswissenschaften über Zeitschriftenpublikationen stattfindet, stehen Open-Access-Bücher hier nicht im Vordergrund der Diskussion. Größere Verlage mit medizinischem und lebenswissenschaftlichem Schwerpunkt und einem Open-Access-Zeitschriftenportfolio bieten meist auch ein Open-Access-Buchprogramm an, in dem gegen Zahlung von sogenannten Book Processing Charges (BPC) auch Open-Access-Bücher veröffentlicht werden können.

Während die meisten Programme noch stark an das gedruckte Buch angelegt sind, gibt es auch vereinzelt Initiativen, welche die rein elektronische Umsetzung forcieren, um insbesondere die Vorteile einer digitalen Umgebung auszunutzen und Texte mit multimedialen Inhalten wie Videos oder Audio-Dateien im Sinne einer enhanced publication (Breure et al., 2011; Bardi & Manghi, 2014) anzurei­chern bzw. weitere Materialien zu verlinken. Zu nennen ist hier unter anderem das Programm Living Handbooks von ZB MED - Informationszentrum Lebens­wissenschaften, welches sich insbesondere auf Handbücher fokussiert.

Disziplinäre Repositorien

Zu den wichtigsten Repositorien in der Medizin und in den Lebenswissen­schaften gehören:

Das mit Abstand wichtigste Repositorium in der Medizin und in den Lebenswis­senschaften ist PubMed Central, welches einen hohen Stellenwert bei der Recherche nach Literatur hat und somit für die Sichtbarkeit von Zeitschriften, Institutionen und Autor*innen in den entsprechenden Fächern eine wichtige Rolle spielt.

Als ein Angebot aus Deutschland bietet das PUBLISSO Fachrepositorium Le­benswissenschaften von ZB MED die Möglichkeit zur Erst- und Zweitveröffent­lichung von Dokumenten, Artikeln sowie Forschungsdaten an. Institutionen aus den Fachgebieten Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften, die über kein eigenes Repositorium verfügen, haben die Möglichkeit, ihre Publikationen auf einer eigenen Institutsseite zusammen­hängend darzustellen.

Eine Übersicht zu relevanten Repositorien bietet das Open Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR).

Open Science in der Medizin und anderen Lebens­wissen­schaften

Aufgrund der immensen Bedeutung von medizinischen und lebenswissen­schaftlichen Informationen für die Gesellschaft gibt es zahlreiche Bestrebungen, den Forschungskreislauf dort weiter zu öffnen und insbesondere den Zugang zu Forschungsdaten und deren Nachnutzung zu erleichtern. Informationen zu Forschungsdaten in der Medizin und Lebenswissenschaften finden sich unter der entsprechenden Rubrik auf Forschungsdaten.info.

Literatur

Bearbeitung der Inhalte dieser Seite: Dr. Jasmin Schmitz, ZB MED - Informationszentrum Lebenswissenschaften (Stand: Dezember 2021)