Implementierung von Open Access

Intro

Open Access in 60 Sekunden

Das erfahren Sie in diesem Artikel

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Die Einführung von Open Access sollte strategisch gemeinsam von Leitungsebene und Bibliothek umgesetzt werden.

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Die Einrichtung, die Open Access implementiert, sollte sich mit einer Open-Access-Policy klar zu Open Access bekennen.

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Infrastruktur-Angebote an Wissenschaftler*innen zur praktischen Umsetzung von Open Access sind essenziell.

Open Access implementieren

Open Access verbessert den Zugang zu wissenschaftlichen Informationen und erhöht die Sichtbarkeit einer Wissenschaftsinstitution. Die Prinzipien des Open Access werden von Forschenden durchaus akzeptiert und geschätzt (Dallmeier-Tiessen et al., 2011; Ross-Hellauer et al., 2017), doch es bedarf konkreter Maßnahmen, um Open Access praktisch zu implementieren.

Praxistipp

Im Praxistipp Open Access unterstützen - Praxistipps für Hochschulen finden Sie Tipps, wie Open Access von Hochschulseite unterstützt werden kann.

Rolle der Hochschulleitung

Für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung von Open Access ist eine strategische Befürwortung durch die Leitung einer Institution eine wichtige Voraussetzung. Eine klare Positionierung, z. B. in Form einer Policy, vermittelt mit gewissem Nachdruck, dass die offene Bereitstellung von Forschungsergeb­nissen an der Einrichtung geschätzt und gefördert wird. So können von zentraler Stelle aus ein nachhaltiger Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sowie nötige Umschichtungen befördert werden.

Bei der praktischen Umsetzung von Open Access ist eine Zusammenarbeit der Einrichtungsleitung mit Bibliothek und Rechenzentrum zentral, da dort i. d. R. die Maßnahmen umgesetzt und die Services angeboten werden.

Rolle der Bibliotheken

Bibliotheken sind wichtige Akteure im Bereich Open Access. Sie sind bewährte Mittler*innen der Literatur- und Informationsversorgung und kümmern sich um die Beschaffung und Bereitstellung sowohl gedruckter als auch elektronischer Medien. An vielen Einrichtungen übernehmen sie gemeinsam mit dem Rechen­zentrum einen großen Teil der praktischen Umsetzung von Open-Access-Ange­boten, z. B. als Betreibende von Hochschulschriftenservern und Repositorien, indem sie Unterstützung bei der Gründung von Open-Access-Zeitschriften leisten oder selbst Universitätsverlage gründen. Meist übernehmen sie auch die Verwaltung von Open-Access-Publikationsfonds.

In der Regel sind Bibliotheken auch diejenigen, die innerhalb ihrer Institution ein Bewusstsein für Open Access schaffen und die Open-Access-Transforma­tion vorantreiben. Sie stehen im engen Kontakt mit den Fachbereichen und kennen deren Interesse und Bedarfe an Open-Access-Angeboten. Darüber hinaus sind sie gut mit der Bandbreite fachlicher Angebote und Erfordernisse im Bereich Open Access vertraut. 

Im Folgenden werden konkrete Maßnahmen zur Einführung und Umsetzung von Open Access aufgezeigt. Sinnvoll ist dabei eine intensive Zusammenarbeit von Bibliothek, Forschenden, Rechenzentrum und Einrichtungsleitung. Open Access zu implementieren umfasst nicht nur die Bereitstellung einer technischen Infrastruktur, sondern auch umfassende, zielgruppenspezifische Marketingaktivitäten zu Open Access.

Praxistipp

Im Praxistipp Open Access unterstützen - Praxistipps für Hochschulbibliotheken finden Sie Tipps, wie Open Access vonseiten der Bibliotheken unterstützt werden kann.

Diese Maßnahmen haben sich zur Implementierung von Open Access bewährt:

Die Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen kann von wissenschaftlich arbeitenden oder wissenschafts­fördernden Institutionen, sowie Kultureinrichtungen (z. B. Bibliotheken oder Museen) unterschrieben werden. Bei Interesse daran sollten Einrichtungsleitungen mit dem Präsidium der Max-Planck-Gesellschaft in Kontakt treten. Mit der Unterzeichnung bekennt sich eine Institution dazu, die wissenschaftliche Diskussion durch die konsequente Nutzung elektronischer Kommunikationsmöglichkeiten zu fördern und wissenschaftliche Erkenntnisse einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die nachhaltigste Möglichkeit, den Open-Access-Gedanken in einer In­stitution zu implementieren, liegt in der institutionellen Selbstverpflich­tung, z. B. in Form einer offiziellen Policy bzw. Leitlinie zu Open Access oder Open Science. Neben einem Bekenntnis der Institution zu Open Access/Open Science enthält sie in der Regel die Aufforderung an die Einrichtungsmitglieder, Publikationen Open Access zur Verfügung zu stellen. Dies kann entweder unmittelbar durch eine Veröffentlichung auf dem goldenen Weg geschehen oder - im Rahmen der rechtlichen Mög­lichkeiten - durch die parallele Zweitveröffentlichung der Publikationen in institutionellen Repositorien. Einen beispielhaften Aufbau und zentrale Inhalte eines Policy-Dokumentes haben wir hier auf der Seite Open Access Policies zusammengefasst. ROARMAP listet Open-Access-Mandate und -Richtlinien von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Forschungsförderern der ganzen Welt auf.

Institutionen können auch eigene Anreizsysteme für Open Access schaffen. So kann beispielsweise im Rahmen der leistungsorientierten Mittelvergabe auch Open Access als Bewertungskriterium berücksichtigt werden.

Neben der Erarbeitung einer eigenen Open-Access-Leitlinie empfiehlt sich die Ernennung einer oder eines Open-Access-Beauftragten als zentrale Ansprechperson zu Open-Access-Themen, die als Schnittstelle zwischen der Bibliothek und den Interessen der Wissenschaftler*innen fungiert. Sie übernehmen eine beratende Rolle und sind umfassend – d.h. über Fächergrenzen hinaus – über die Entwicklung des wissenschaft­lichen Publikationsverhaltens informiert. Der Nationale Open-Access-Kontaktpunkt OA2020-DE hat eine Übersicht der Open-Access-Beauf­tragten an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen erstellt. Informationsmaterialien sowie Fortbildungen für Open-Access-Beauftragte bieten die Train-the-Trainer-Workshops des Projekts open-access.network.

Das Bekenntnis einer Institution zu Open Access alleine reicht nicht aus. 

Es ist auch wichtig, allen Mitgliedern deutlich zu machen, was dieses Be­kenntnis konkret für sie bedeutet. Das Thema Open Access sollte daher auch auf Ebene der Fachbereiche, der Institute und der Arbeitsgruppen erläutert werden. Wichtig beim Marketing für Open Access ist also eine breite und auf allen Ebenen stattfindende Informationsvermittlung.

Jährlich in der dritten Oktoberwoche findet die internationale Open Access Week statt. Dabei wird das Thema Open Access weltweit an vielen verschiedenen Orten lokal aufgegriffen, um für den freien Zugang zu Wissen und Information aus öffentlich geförderter Forschung zu werben und vor Ort zu informieren. Diese Woche bietet einen guten Anlass, an der eigenen Einrichtung über Open Access zu informieren.

Eine Reihe von Informationsmaterialien, die nachgenutzt werden können, findet sich auf der Seite Materialien sowie in der Zenodo-Community des Projekts open-access.network. Informationsvideos rund um Open Access gibt es im TIB AV Portal in der Serie des open-access.network.

Neben strategischen und kommunikativen Maßnahmen bei der Umsetz­ung von Open Access sind auch konkrete Infrastrukturdienste notwendig, um Open-Access-Dokumente geeignet einstellen und präsentieren zu können.

Hochschulschriften- und Dokumentenserver, in der Regel betrieben durch die jeweilige Bibliothek, sind mittlerweile an den meisten Einrich­tungen Standard. Mit dem Betrieb von institutionellen Repositorien werden Hochschulangehörigen professionell umfassende Publikations­services geboten. Diese reichen von der Veröffentlichung von Disserta­tionen und Schriftenreihen, über die Zweitveröffentlichung von Artikeln und Monografien bis hin zur Archivierung von Videoaufzeichungen, Postern und Präsentationsfolien. Detaillierte Informationen zum Aufsetzen und Betreiben von Repositorien finden sich auf der Seite Repositorien betreiben. In der Fokusgruppe Zweitveröffentlichung haben Anbietende von Zweitveröffentlichungsservices (ZVS) die Möglichkeit, sich zu praktischen und rechtlichen Fragen auszutauschen.

Beispiele für institutionelle Publikationsdienste sind KOPS, das institutio­nelle Repositorium der Universität Konstanz, GRO.publications/GRO.­data für Text- und Datenpublikationen der Forschungseinrichtung­en in Göttingen oder das TIB AV-Portal der Technischen Informationsbiblio­thek (TIB) für wissenschaftliche Videos.

Universitätsverlage widmen sich vorrangig Publikationen der eigenen Einrichtung. Beim Vertrieb traditioneller Bücher streben sie hohe Qualität zu fairen Preisen an. Neben gedruckten Veröffentlichungen publizieren Universitätsverlage auch Online-Ausgaben und unterstützen damit das Prinzip des Open Access. Der Betrieb der Verlage ist meist an Universi­tätsbibliotheken angesiedelt, die so nicht nur wissenschaftliche Inhalte beschaffen, sondern auch selbst Publikationsmöglichkeiten anbieten. Die Mehrheit der deutschsprachigen Universitätsverlage hat sich in der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage zusammengeschlossen, die u. a. hilfreiche Informationsmaterialien und Handreichungen zu verschiedenen Aspekten des Open-Access-Publizierens erarbeitet hat.

Darüber hinaus können Institutionen ihren Forschenden auch bei der Gründung eigener Open-Access-Zeitschriften unterstützen. Viele Biblio­theken bieten dazu Beratungsangebote an oder leisten Unterstützung bei Fragen der konkreten Umsetzung. Detaillierte Informationen zum Gründen und Betreiben von Zeitschriften finden sich auf der Seite Zeitschriften herausgeben.

Die Fokusgruppe scholar-led.network bietet einen Ort für in Eigenregie verlegte Zeitschriften und Herausgeber*innen-Kollektive gebührenfreier, von Großverlagen unabhängiger Publikationsprojekte.

Der Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren ist zentral für die strategische und organisatorische Weiterentwicklung der wissenschaft­lichen Informationsversorgung. Ein ausgewiesener Etat für Publikations­gebühren sowie grundlegende Entscheidungen über den Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren sind sinnvoll und können ein wirk­sames Instrument sein, um die ökonomischen Beziehungen zwischen wissenschaftlicher Einrichtung und Verlagen neu zu organisieren.

Viele Einrichtungen bieten hierfür institutionelle Open-Access-Publika­tionsfonds an, häufig über die Bibliothek der Einrichtung verwaltet. Mit diesem Fonds übernimmt die Einrichtung Kosten, die bei der Publikation von Open-Access-Artikeln oder -Büchern ihrer Forschenden anfallen. Bibliotheken bieten sich hier als Verwaltungsinstanz an, da sie langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Verlagen besitzen und so über die entsprechenden Kontakte verfügen. Mit den spezifischen Herausforde­rungen rund um Aufbau und Betrieb von Open-Access-Monografien­fonds setzt sich die gleichnamige Fokusgruppe auseinander.

Um Open Access nachhaltig und umfassend zu implementieren, ist es wichtig, das Bewusstsein für Open Access über die Ebene der Leitung und der Bibliothek hinaus zu schärfen. Auch Wissenschaftler*innen, Promovierende, Studierende und das wissenschaftsunterstützende Per­sonal sollten daher in Öffentlichkeitsarbeit und Marketingmaßnahmen eingeschlossen werden. Dies gilt in hohem Maße auch für die Bereiche der Verwaltung, die mit den Anforderungen von Forschungsförder­institutionen und mit der Messung des wissenschaftlichen Outputs zu tun haben. Zudem kann der Open-Access-Gedanke nachhaltig verbreitet werden, wenn er schon früh dem wissenschaftlichen Nachwuchs nahe­gelegt wird, etwa in Studienseminaren oder Graduiertenprogrammen.

Literatur

  • Dallmeier-Tiessen, S., Darby, R., Goerner, B., Hyppoelae, J., Igo-Kemenes, P., Kahn, D., Lambert, S., Lengenfelder, A., Leonard, C., Mele, S., Nowicka, M., Polydoratou, P., Ross, D., Ruiz-Perez, S., Schimmer, R., Swaisland, M., & van der Stelt, W. (2011). Highlights from the SOAP project survey. What Scientists Think about Open Access Publishing. ArXiv. https://arxiv.org/abs/1101.5260
  • Ross-Hellauer, T., Deppe, A., & Schmidt, B. (2017). Survey on open peer review: Attitudes and experience amongst editors, authors and reviewers. PLOS ONE, 12(12). https://doi.org/10.1371/journal.pone.0189311

Weiterführende Literatur