
Video zur Finanzierung von Open-Access-Artikeln
Open Access in den künst­lerischen Fächern
In den letzten Jahren haben sich auch die künstlerischen Fächer immer mehr zum Thema Open Access positioniert. Sie nehmen hierbei aufgrund ihrer Stellung zwischen Künsten und Wissenschaften stets eine besondere Rolle ein.
Die künstlerischen Fächer zeichnen sich nicht nur durch eine Vielzahl an Disziplinen aus, die sowohl künstlerisch wie wissenschaftlich als auch künstlerisch-wissenschaftlich arbeiten, sondern auch durch eine überaus diverse Publikationslandschaft mit Akteur*innen aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Bildung und (Kreativ-)Wirtschaft.
Die Vielfalt der künstlerischen Fächer zeigt sich auch im breiten Spektrum der Veröffentlichungen, die text- wie nicht-textbasiert sein können. Ob Künstler*innenbücher, Ausstellungskataloge, Fotos, Musik-/Performance-Inszenierungen oder 3D-Objekte – die Publikationen unterliegen meist zahlreichen rechtlichen Fragen und sind für die Veröffentlichungsplattformen häufig eine Herausforderung.
Die derzeitig vorhandenen Infrastrukturen für Open-Access-Veröffentlichungen sind meist auf textbasierte Publikationen ausgelegt und reichen für die Bedürfnisse in den Künsten nicht aus. Die im Bereich der Forschungsdaten zum Teil schon vorhandenen oder im Aufbau befindlichen Infrastrukturen sind wichtige Anknüpfungspunkte und wegweisend für Open-Access-Infrastrukturen (nicht nur) in den Künsten.
Mit der engen Verbindung zur Kreativwirtschaft betreffen die Entwicklungen in den künstlerischen Fächern zudem einen für die Open-Access-Community neuen Bereich: die wirtschaftliche Existenz von Künstler*innen. Kunstschaffende sind sowohl bei Kultur- und Bildungseinrichtungen als auch in der Kulturindustrie tätig. Sie sind auf die Vermarktung ihrer Inhalte angewiesen, die Finanzierung der Publikationen erfolgt nur teilweise über Publikationstantiemen. Zudem sind sie häufig Mitglieder von Verwertungsgesellschaften und können ihre Werke daher nur eingeschränkt frei lizenzieren. Eine Open-Access-Strategie in den künstlerischen Fächern muss daher die Einkommenssicherung der Kunstschaffenden miteinbeziehen.
Die künstlerischen Fächer zeigen schon heute deutlich, dass Open Access immer im Kontext aller Open-Science-Bausteine und aller Akteur*innen gesehen werden muss.
Open-Access-Zeitschriften
Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) listet unter den Stichworten fine arts 627 und music and books on Music 89 Einträge (Stand: März 2024). Die gelisteten Open-Access-Zeitschriften bedienen häufig die auf die Künste bezogenen Wissenschaften und kaum die Künste bzw. die künstlerische Praxis. Zeitschriften sind zudem nicht die dominierende Publikationsform in den künstlerischen Fächern.
Open-Access-Bücher
Unter dem Stichwort fine arts listet das Directory of Open Access Books (DOAB) 169 Titel. Die OAPEN Library verzeichnet unter dem Schlagwort art 450 Titel (Stand: März 2024). Allerdings werden als Suchergebnis überwiegend Publikationen aus den Bereichen Kunst-/Geschichte oder auch Ethnologie aufgelistet, weniger aus den Bereichen bildende oder angewandte Künste.
Seit 2021 etablieren sich erste Open-Library-Konsortien, wie z. B. die Open Library Medienwissenschaft oder seit 2023 auch KOALA Medienwissenschaften.
Disziplinäre Repositorien
Zu den wichtigsten disziplinären Repositorien in den Künsten gehören:
- ART-Dok, Fachinformationsdienst Kunst - Fotografie - Design
- musiconn, Portal des Fachinformationsdienstes Musikwissenschaft
- media/rep/, Open Access-Repositorium für medienwissenschaftliche Publikationen
Die genannten Repositorien sind auf textbasierte Publikationen ausgerichtet.
Die zunehmende Bedeutung von Open Access in den Künsten verändert auch die disziplinären Repositorien. Bedarfe werden aufgezeigt und neue Projekte entstehen, die sich mit dem Aufbau von Repositorien für nicht textbasierte und multimediale Medien beschäftigen.
Eine Übersicht zu relevanten Repositorien bietet das Open Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR).
Video über das Zeitveröffentlichungsrecht
Praxistipp
Sonstige Angebote
Das Netzwerk Open Access in den Künsten bietet allen künstlerischen Einrich­tungen und Hochschulen ein Forum für Austausch und Diskussion. Dabei sollen Materialien und Informationen geteilt und der Open-Access-Gedanke in den Künsten verankert werden. Der Fokus des Netzwerks liegt auf Bibliotheken, die als Serviceeinrichtung die Etablierung von Open-Access-Strukturen auf verschie­denen Ebenen fördern und mitgestalten.
Auch in Kunst- und Museumsbibliotheken gewinnt Open Access an Bedeutung (Hahn, 2018). Neben der Bereitstellung von textorientierten elektronischen Res­sourcen verwalten diese Bibliotheken schon lange analoge Sondersammlungen wie Bildarchive, grafische Sammlungen oder Künstlerbücher. Hier kann Open Access ein Schritt der digitalen Transformation, der Erweiterung des Samm­lungsprofils und des Informationsangebots sein. Dies kann über Synergieeffekte auch Open Access in den Künsten voranbringen. Die AKMB - Arbeitsgemein­schaft der Kunst- und Museumsbibliotheken bietet schon seit mehreren Jahren Fortbildungen im Bereich Open Access an.
Open Science in den künst­le­rischen Fächern
Open Science ist auch in den Künsten ein zentrales Thema. Der Prozess des Kunstschaffens und auch das Werk selbst bewegen sich häufig zwischen mehreren Open-Science-Komponenten. Angesichts der Diversität der Inhalte und Formate ist es in den Künsten daher sehr sinnvoll, sich nicht nur auf Open Access zu fokussieren, sondern Open Science in seiner Gänze zu betrachten, z. B. auch offene Forschungsdaten.
Neben den Open-Access-Infrastrukturen geben auch Angebote von Kultureinrichtungen und Forschungsdateninfrastrukturen Anknüpfungspunkte. Die bei NFDI4Culture und anderen Vertretern aus dem GLAM-Bereich (Galleries, Libraries, Archives, Museums) vorhandene Expertise bietet eine für die Künste wertvolle Unterstützung für die Etablierung von Publikationsinfrastrukturen.
Das Konsortium NFDI4Culture ist Teil des Projektes Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) und vertritt dort die Kunst-, Musik- Theater-, Tanz-, Architektur-, Film- und Medienwissenschaft. Ziel des Konsortiums ist der Aufbau verschiedener Services wie Beratungs- und Trainingsangebote, Handreichungen sowie Foren zum fachspezifischen Austausch. NFDI4Culture setzt sich außerdem mit der komplexen Rechtslage im Umgang mit Kulturgut auseinander, etwa mit Fragen zu Provenienz oder Urheberrechten.
Literatur
- Hahn, C. (2018). Open Access im Museum. Herbstfortbildung AKMB Dresden. https://www.initiativefortbildung.de/pdf/schlaglichter_AKMB2018/Hahn_OA_Museum.pdf
Weiterführende Literatur
- Somajni, Chiara; Tóth-Czifra, Erzsébet; Barbieri, Chiara; Marazza, Suzanna and Pensa, Iolanda (2024). Open Science for Arts, Design andMusic: Guidelines for Researchers, Librarians and Practitioners in the Humanities. SUPSI, CC0 1.0 except where otherwise stated. DOI: 10.5281/zenodo.13896781
Bearbeitung der Inhalte dieser Seite: Anika Wilde (Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch) und Friederike Kramer (Universitätsbibliothek der UdK Berlin). (Stand: Juli 2024).