
Open Access in den Geschichtswissenschaften
Bei Historiker*innen besteht generell eine Offenheit gegenüber allen Formen von Open Access.
Die Anzahl frei verfügbarer Zeitschriften und digitaler Bestände nimmt in den Geschichtswissenschaften stetig zu. Bei Monografien und Sammelbänden hin­gegen ist Open Access noch ausbaufähig. Als weitere Veröffentlichungsform werden Blogs zur Verbreitung wissenschaftlicher Informationen genutzt.
Neben Publikationen sind frei verfügbare historische Quellen von großer Be­deutung, besonders in Form von Digitalisaten und maschinenlesbaren digitalen Editionen. In den für die Geschichtswissenschaften relevanten Bereichen der Di­gital Humanities spielen zudem frei verfügbare Tools (z. B. bezüglich Text Mining) eine Rolle.
Open-Access-Zeitschriften
Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) listet aktuell unter dem Such­begriff History 1.430 Open-Access-Zeitschriften. (Stand: März 2024).
Wichtige Open-Access-Zeitschriften sind:
- HiN - Alexander von Humboldt im Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien DOAJ
- IASLonline.
- recensio.net (Rezensionsplattform für europäische Geschichtswissen­schaften)
- Revue de l’Institut français d’histoire en Allemagne (Rezensionszeitschrift der binationalen Wissensvermittlung)
- Sehepunkte (Rezensionsjournal)
- theologie.geschichte - Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte DOAJ
- Zeithistorische Forschungen
Video zur Finanzierung von Open-Access-Artikeln


Open-Access-Bücher
Das Directory of Open Access Books (DOAB) verzeichnet 1.635 Monografien und Sammelbände unter dem Stichwort History und weiteren Stich­worten aus den Geschichts- und Hilfswissenschaften (Stand: März 2024). Auch die OAPEN Online Library bietet Open Access veröffentlichte Volltexte zu historischen Themen. Die Publikationsplattform OpenEdition bietet unter dem Stichwort Geschichte 4.329 verfügbare Bücher. (Stand: März 2024).
Die in der AG Universitätsverlage zusammengeschlossenen deutschsprachigen Universitätsverlage unterstützen nachdrücklich die Open-Access-Bewegung. Ein Großteil von ihnen veröffentlicht geisteswissenschaftliche Monografien und Sammelbände.
Wissenschaftsverlage wie z. B. die Verlage Barbara Budrich, de Gruyter, transcript, Wachholtz oder Wallstein bieten im Rahmen der Open-Access-Transformation zunehmend entsprechende Publikationsmöglichkeiten auch für Autor*innen aus den Geschichtswissenschaften.
Die vom Max Planck Instituts für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) gehostete Edition Open Sources macht akademische Editionen von Primärquellen frei verfügbar zugänglich.
Vom österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderte selbstständige Publikationen werden Open Access in der FWF-E-Book-Library zur Verfügung gestellt, darunter auch Veröffentlichungen zu historischen Themen.
Gutenberg-e ist ein Programm der American Historical Association und der Columbia University Press. Die elektronischen Monografien der Columbia University Press sind frei zugänglich.
In der Reihe Historisches Forum werden Themenhefte mit Beiträgen und Berichten aus den Geschichtswissenschaften veröffentlicht. Die Hefte erscheinen in Zusammenarbeit mit den Partnern von Clio-Online und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Disziplinäre Repositorien
Das Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR) listet unter dem Such­begriff History and Archaeology knapp 290 Repositorien (Stand: Dezember 2021). Für die Geschichtswissenschaften relevante Inhalte und Veröffentli­chungsmöglichkeiten finden sich zudem insbesondere in Repositorien, Daten­banken und weiteren Nachweissystemen angrenzender Disziplinen. Ein Doku­mentenserver speziell für die Geschichtswissenschaft entsteht zurzeit an der Bayerischen Staatsbibliothek.
Eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Inhalten nimmt der Fachinforma­tionsdienst (FID) Geschichte historicum.net ein. Dieser bündelt Angebote zum Publizieren, Archivieren und zur Recherche.
Weitere relevante Repositorien sind:
- PropylaeumDOK ist der Volltextserver des Fachinformationsdienstes Alter­tumswissenschaft Propylaeum und wird von der Universitätsbibliothek Heidelberg bereitgestellt.
- Das AMAD – Archivum Medii Aevi Digitale besteht aus einem Open Access-Fachrepositorium und dem Wissenschaftsblog Mittelalter. Interdisziplinä­re Forschung und Rezeptionsgeschichte.
- ECHO - Cultural heritage online ist das Open-Access-Quellenrepositorium des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG).
Weitere Fachinformationsdienste bieten ebenfalls für Historiker*innen bedeut­same Mehrwerte. Aufgrund der Multiperspektivität des Fachs finden sich viel­fältige geschichtswissenschaftliche Inhalte in zahlreichen Teildisziplinen. In den jeweiligen Repositorien können sie durch entsprechende Suchfilter (wie z. B. Geschichte) gefunden werden:
- Zahlreiche Volltexte zu historischen Themen mit Bezug zu Afrika südlich der Sahara finden sich unter ilissAfrica. bei der Suche mit entsprechenden Schlagworten.
- Der Fachinformationsdienst für Niederlandistik, Niederlande-, Belgien- und Luxemburgforschung (FID Benelux) bietet auf dem fachlichen Dokumenten­server Benelux-Doc unter Geschichte Zugang zu über 27.200 Volltexten und Digitalisaten. Der Dienst bietet auch Open-Access-Veröffentlichungsmög­lichkeiten an (Benelux OA Publications.journals, Benelux OA Publications.book).
- Der Volltextserver der Virtuellen Fachbibliothek CrossAsia ermöglicht die Suche nach geschichtswissenschaftlichen Inhalten mit Schwerpunkt Ostasien.
- GINDok, das Repositorium des FID Germanistik im Netz, bietet Volltexte zur Literaturgeschichte.
- OstDok, die zentrale Open Access- und Publikationsplattform für die inter­disziplinäre Forschung zu Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa, bietet eben­falls zahlreiche Inhalte zu geschichtlichen Themen.
- Das Social Science Open Access Repository bietet über 4000 Dokumente für das Fachgebiet Geschichte als frei verfügbare Volltexte.
Video über das Zeitveröffentlichungsrecht
Praxistipp
Sonstige Angebote
Blogs
Das geistes- und sozialwissenschaftliche Blog-Portal Hypotheses wird vom Open-Access-Dienstleister Open Edition realisiert und bietet eine zentrale Platt­form für zahlreiche Blogs auch zu geschichts-, archiv- und hilfswissenschaft­lichen Themen. Unter History & Archaeology werden knapp 250 Blogs aus den D-A-CH-Ländern gelistet (Stand: Dezember 2021). Das Redaktionsblog des deutschsprachigen Portals dient der Entwicklung und Verbreitung wissenschaft­licher Information sowie der Schaffung eines Netzwerks.
Fachportale und Plattformen
Fachportale bieten zentrale Einstiegspunkte für die Recherche nach frei verfüg­baren Publikationen, Quellen und weiterem Material.
- Clio online ist ein Fachportal für die Geschichtswissenschaften. Es ist an zahlreichen Projekten beteiligt, wie an Themenportalen und Zeitgeschichte online, dem Fachportal für Zeithistoriker*innen. Es ist auch an H-Soz-Kult beteiligt.
- H-Soz-Kult ist eine moderierte Informations- und Kommunikationsplatt­form für Historiker*innen. Sie veröffentlicht fachwissenschaftliche Nach­richten und Publikationen im Internet.
- historicum.net bietet viele geschichtswissenschaftliche Informationen an.
- H-Net - Humanities and Social Sciences online ist ein Netzwerk zur Fach­kommunikation in den Geistes- und Sozialwissenschaften.
- perspectivia.net, die Online-Publikationsplattform der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland, stellt Zeitschrif­ten, Rezensionen, Monografien und Tagungsdokumentationen (elektronische Publikationen wie auch Retrodigitalisate) ihrer Institute sowie ihrer Kooperationspartner im Volltext zur Verfügung.
- Europäische Geschichte Online veröffentlicht wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte Europas zwischen 1450 und 1950. Die Beiträge in deutscher und englischer Sprache sind dabei mit unterschiedlichen Materialien verknüpft.
- Der Verlag Edition Topoi wurde im Rahmen des DFG-geförderten Exzellenz­clusters Topoi (The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations, 2007-2019) gegründet. Edition Topoi veröffentlicht Monografien, Sammelbände sowie Zeitschriften und besitzt ein Repositorium.
Datenbanken
Die Registry of Research Data Repositories re3data.org bietet einen Überblick über Datenbanken auch zum Schlagwort History.
- Arachne ist die zentrale Objektdatenbank des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und der Arbeitsstelle für Digitale Archäologie am Archäolo­gischen Institut der Universität zu Köln.
- Das Archivportal Europa bietet u. a. 285 Millionen Akteneinheiten, teils mit Links zu Digitalisaten.
- Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance ist eine interdisziplinäre Forschungsdatenbank mit Fokus auf Antikenrezeption in der Renaissance.
- e-codices - Virtual Manuscript Library of Switzerland hat zum Ziel, alle mittelalterlichen und eine Auswahl neuzeitlicher Handschriften der Schweiz durch eine virtuelle Bibliothek frei zugänglich zu machen.
- The European Library: Im Rahmen des EU-Projektes Europeana News­papers wurden ca. 18 Millionen Seiten gescannt und erschlossen, die unter The European Library recherchierbar sind.
- Auf e-rara.ch werden digitalisierte Drucke des 15. bis 19. Jahrhunderts aus Schweizer Bibliotheken öffentlich und kostenlos angeboten.
- Die Regesta Imperii verzeichnen sämtliche urkundlich und historiogra­phisch belegten Aktivitäten der römisch-deutschen Könige und Kaiser von den Karolingern bis zu Maximilian I. (ca. 751–1519) sowie der Päpste des frühen und hohen Mittelalters in Form deutschsprachiger Regesten. Sie bieten eine frei zugängliche, alle Fachdisziplinen berücksichtigende Litera­turydatenbank aller Disziplinen für die mediävistische Forschung des gesamten europäischen Sprachraums, eine Regestendatenbank und Publikationen.
- Das Wörterbuch-Netz, ein Projekt des Kompetenzzentrums für elektro­nische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissen­schaften an der Universität Trier bietet u. a. Wörterbücher älterer deutscher Sprachstufen.
Auch die Online-Archive JSTOR und Project MUSE stellen inzwischen für die Geschichtswissenschaften relevante Open-Access-Inhalte bereit.
Open Science in den Geschichtswissenschaften
Im breiten Spektrum der Geschichtswissenschaften sind mit digitalen Quellen, maschinenlesbaren Editionen, dem Einsatz frei verfügbarer Tools für innovative digitale Forschung und der freien Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zentrale Aspekte offener Wissenschaft gegeben. Konkrete Positionierungen be­züglich Open Science finden sich bisher jedoch selten. Das Deutsche Archäolo­gische Institut (DAI) bekennt sich zu Open Science, bietet aber z. B. Publikatio­nen nicht im reinen Open Access an. Die Arbeitsgemeinschaft für Digitale Ge­schichtswissenschaft im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutsch­lands e. V. beschäftigt sich mit den Potenzialen der Digital Humanities bzw. E-Humanities für die Geschichtswissenschaft und bietet ein Forum für den Austausch mit historisch arbeitenden Nachbardisziplinen. Die AG betreibt mit Digitale Geisteswissenschaft darüber hinaus ein eigenes Blog.
Das EU-Projekt Social Sciences & Humanities Open Cloud (SSHOC) entwickelt den Bereich für Geistes- und Sozialwissenschaften in der European Open Science Cloud (EOSC) mit dem Ziel, die interdisziplinäre Forschung und Zusammenarbeit in den Sozial- und Geisteswissenschaften zu fördern.
Die europäische Forschungsinfrastruktur OPERAS fördert offene wissenschaft­liche Kommunikation in den Sozial- und Geisteswissenschaften im europäischen Forschungsraum. OPERAS unterstützt offene Wissenschaft unter anderem durch Projekte wie TRIPLE. Dieses Projekt widmet sich der Entwicklung eines mehrsprachigen und multikulturellen Suchdienstes für die Geistes- und Sozialwissenschaften.

Praxistipp
Wie und unter welchen Bedingungen audiovisuelle Materialien als Open Educational Resources in Forschung und Lehre genutzt werden dürfen, erläutert das Rechtsgutachten von Klimpel & Rack (2023).
Bearbeitung der Inhalte dieser Seite: Isabella Meinecke, Open-Access-Beauftragte der SUB Hamburg (Stand: Dezember 2021)